Ich liebe Francis Chan. Seit 2011 lese ich seine Bücher und konnte ihnen immer viel abgewinnen. So auch mit „Briefe an die Kirche“ (das ich im Original – „Letters to the church“ gelesen habe).
Worum gehts?
Die typische Gemeinde des Westens, so die Prämisse des Buches, hat sich weit von dem entfernt, wie Gott Gemeinde in der Bibel beschreibt. Wie sich Gott Gemeinde vorstellt – seine Vision für uns als Gemeinde – gilt es wieder zu entdecken.
In den 10 Kapiteln des Buches, die als Briefe verfasst sind, (insgesamt ca. 200 Seiten) geht Francis auf die verschiedenen Aspekte von Gemeinde ein, wie Gott sie sich gedacht hat, wie die Gemeinde sie heute (teilweise sehr problematisch) lebt und wie wir zurück zu Gottes Idealen kommen können.
Dabei bezieht er sich auf die Bibel und seine persönliche Reise mit allen Fehlern, Misserfolgen und Erkenntnissen – vom Pastor einer erfolgreichen Megachurch (die er verliess, einige Jahre in Asien lebte, wo er Gemeindebewegungen unter Unerreichten kennenlernte) bis hin zur Rückher in die USA, wo sie ein Hausgemeinde-Netzwerk gründeten.
Inhaltlich kritisiert er die Konsumhaltung vieler Jesusnachfolger, sowie Praktiken und Traditionen von Gemeinden, die verhindern, dass Teilnehmer ihre Gabe einbringen können und so abhängig von einigen wenigen Professionellen verkümmern.
Er beschreibt die Kraft der Praktiken der ersten Gemeinde (die Hingabe ans Gebet, zum Feiern des Abendmahls, zur Lehre der Apostel, etc.) aus Apg 2. Er taucht ein in die Welt von weltweiten Gemeindegründungsbewegungen, Untergrundkirchen und Christenverfolgung. Und er beschreibt, wie heute in der westlichen Welt Liebe, Gemeinschaft und Dienst unter Nachfolgern aussehen kann – nicht nur oberflächlich sondern radikal gelebt. Als Beispiel dafür erzählt er gegen Ende des Buches von den Werten und Praktiken des entstehenden Hausgemeinde-Netzwerks „We Are Church“ in San Francisco.
Neben inhaltlichen Themen rund um Gemeinde-Leben, kommt Francis immer wieder auf die persönliche Herzens-Ebene und betont, wie wichtig Demut und Selbstprüfung ist, wenn Jesusnachfolger unterschiedliche Sichtweisen auf Gemeinde haben. Demut – egal von wem (derjenige der etwas kritisiert oder derjenige, der die Kritik hört) – ist der Schlüssel für Gottes Wirken in unserem Leben.
Persönliches Fazit
Meiner Meinung nach schafft das Buch was nur wenige vor ihm geschafft haben; es wirft auf der einen Seite einen authentisch selbstkritischen Blick auf den Status Quo der westlichen Kirche (wenn Francis Gemeinde kritisiert, dann bezieht er sich hauptsächlich auf die Gemeinden, die er selber geleitet hat) und zeigt auf der anderen Seite praktische und biblisch gut-fundierte Lösungsalternativen auf, die ebenfalls auf Erfahrungen beruhen.
Von Kind an bin ich mit Kirche als hauptsächlich Sonntagmorgen-Programm großgeworden. Nicht alles war schlecht – ganz und gar nicht – aber schon immer hatte ich damals das Gefühl es müsse doch mehr geben als (überspitzt gesagt) einmal in der Woche eine Predigt und Ankündigungen zu hören und davor und danach ein paar Lieder zu singen. Viele Impulse aus dem Buch hätten mir damals sehr geholfen, besser ausdrücken zu können, wonach ich mich sehne und wie dieses „mehr“ hätte aussehen können. Heute sind wir hauptsächlich auch mit einfachen Gemeinden (Hausgemeinden) unterwegs – und auch hier empfand ich, dass das Buch viele Anregungen und Herausforderungen zu bieten hat.
Hier findet sich die Kapitel des Buches anhand prägnanter Zitate zusammengefasst: Kapitel 1-2Kapitel 3-5, Kapitel 6-7 und Kapitel 8-9.