Das Buch „Briefe an die Kirche“ von Francis Chan hat mir sehr gut gefallen, deshalb teile ich hier für mich spannende Zitate.  Ich habe das Buch leider nicht auf Deutsch, sondern nur auf Englisch gelesen, deshalb sind die Zitate von mir selber frei übersetzt worden und die Seitenangabe entspricht der englischen Version.

Kapitel 8 Unleashed

Francis beschreibt den Film Madagascar als Gleichnis für unsere Gemeinden. Im Film brechen mehrere Tiere aus dem Zoo aus und müssen lernen neu in Freiheit zu leben. Häufig sind unsere Gemeinden wie Zoos, in denen die Menschen in künstlichen Käfigen gehalten werden und verlernt haben in Selbstständigkeit und Freiheit zu leben.
„Ich habe mit einem Pastor aus den Philippinen gesprochen, der über 30.000 Menschen in seiner Gemeinde hat. Er erzählte mir, dass er Missionare zum Bibeltraining in die USA geschickt hatte, aber diesen Fehler nie wieder machen würde. Er erklärte, dass Missionare, die einmal Zeit in den USA verbracht hätten, nie mehr zurückkämen. Nachdem sie den Komfort gekostet hatten, zählten sie alle möglichen Gründe auf, warum sie nun stattdessen berufen waren zu bleiben, ein gutes Gehalt von der Gemeinde zu bekommen und die Kinder in Amerika zu erziehen.“ (S. 155)
„Wir sind damit beschäftigt, einander zu versichern, dass es Gottes Wille ist, dass wir das tun, was für unsere Familien am sichersten ist und wir Gott auf eine Weise nachfolgen, die verdächtig ähnlich aussieht wie das, was wir sowieso tun würden, wenn unser einziges Anliegen unser Komfort und persönliches Glück wäre.“ (S. 156)
Kinder
„Wenn der Heilige Geist bei der Errettung eine Person betritt, erhalten dann gläubige Kinder eine Vollversion des Heiligen Geistes? Falls ja, haben sie dann auch Gaben, die den Leib erbauen sollen?“ (S. 158)
„Gott schätzt Kinder und ihre Rolle in seinem Königreich viel mehr als wir. Wir müssen Buße tun und anfangen ihren Beitrag wertzuschätzen. Gott sieht weit mehr in ihnen eine Verpflichtung oder Unannehmlichkeit.“ (S. 160)
„Meine Freundin Jen leitet einen Dienst, der derzeit wöchentlich mehr als 250.000 Kinder in Afrika bejüngert. Diese Kinder gehen tatsächlich zu unerreichte Volksgruppen, heilen die Kranken und predigen das Evangelium. Kinder. Letztes Jahr, 2017, teilten diese Kinder das Evangelium mit 169 unerreichten Volksgruppen. Sie teilen das Evangelium an Orten, an denen erwachsene Missionare getötet wurden, weil sie versucht haben, das Evangelium zu verbreiten…
Findest du es nicht einmal ein bisschen entmutigend, dass diese Kinder Dörfer transformieren, während unsere Kinder Puppenspiele von Jona sehen und Handbewegungen von Liedern lernen?“ (S. 160-161)
„Unsere Kinder sind ein typisches Beispiel dafür, wie wir in der Gemeinde funktionieren. Wir unterschätzen sie und haben Angst davor, was passieren wird, wenn wir sie freilassen. Deshalb unterhalten, belehren und isolieren wir sie. Unterscheidet sich das wirklich von der Art und Weise, wie wir ein durchschnittliches Gemeindemitglied behandeln?“ (S. 163)
„Könnte es sein, dass es nicht der beste Weg ist, furchtlose Leiter auszubilden, wenn Menschen jahrelang in komfortablen Klassenzimmern und Zuhörersälen untergebracht werden?“ (S. 165)
„Die Gemeinde sollte eine wunderschöne Armee sein, die ausgesandt wurde, um Licht auf die ganze Erde zu bringen. Anstatt uns zusammen in einem Bunker zu verstecken, sollten wir seine Botschaft furchtlos an die entlegensten Orte bringen. Die Menschen sollten erstaunt sein, wenn sie Gottes Volk sehen, das mit einem Frieden erfüllt ist, der das Verstehen übersteigt und sich mit unbeschreiblicher Freude freut (Phil 4:7, 1 Petrus 1: 8).“ (S. 167)
„Die Menschen waren von der frühen Gemeinde angezogen. Wer würde nicht von einer Gruppe fasziniert sein, die Besitztümer teilt, sich ununterbrochen freut, unbeschreiblichen Frieden und unermessliche Kraft hat, sich nie beschwert, immer dankbar ist …?“ (S. 168)

Chapter 9 – Church again

„Vielleicht kann meine fehlerhafte Reise die Vorstellung zerstreuen, dass es der Standart der Schwachen ist, klein zu werden, und stattdessen zeigen, dass es dabei vielmehr um eine bewusste Entscheidung geht, die aus biblischer Überzeugung und dem Wunsch heraus getroffen wurde, die Massen zu erreichen.“ (S. 171)
„Das Neue Testament vermeidet es, ein Modell dafür zu entwerfen, wie die Gemeinde genau strukturiert sein sollte. Die biblischen Autoren hätten das sehr klar sagen können, stattdessen lassen sie uns viel Freiheit. Ich denke, das ist wichtig und Teil der Bewahrung des Geheimnisses der Gemeinde. Das bedeutet aber nicht, dass die Struktur keine Rolle spielt. Aus dem jahrelangen Teil sein und Leiten von Gemeinde habe ich gelernt, dass wir bei der Strukturierung unserer Gemeinden sehr bewusst vorgehen müssen, da es die Richtung vorgibt, in die die Gemeinde gehen wird.“ (S. 172)
„Ich gehe davon aus, dass die Glaubenssätze deiner Gemeinde etwas über jeden Gläubigen sagen, der seine geistlichen Gaben einsetzt, um den Heiligen Geist zu manifestieren. Das ist gute Theologie. Aber lass mich Folgendes fragen: Vermittelt eure Gemeindestruktur eine andere Theologie? Zeigt eure Struktur, dass die Gabe eines jeden Gläubigen wichtig ist? Oder macht sie deutlich, dass eigentlich nur die Gaben des Pastors, die von ein paar Leitern und einiger Musiker von Bedeutung sind?“ (S. 172)
„Theologie, die zählt, ist nicht die Theologie, die wir bekennen, sondern die Theologie, die wir praktizieren.“ (S. 173)
„Ich denke, wir wären überrascht, wie viel mehr wir erleben würden, wenn wir weniger hätten. Stellen Sie sich vor, die Gemeinde würde gesäubert, bis nur noch eine Gruppe von Menschen mit einer Bibel, einer Tasse und etwas Brot übrig wäre. Für einige klingt das langweilig, für andere klingt es ideal.“ (S. 175)
„Wir alle könnten von einer einfacheren Erfahrung von Gemeinde profitieren. Dies würde zu tieferen Beziehungen und einer stärkeren Abhängigkeit von Gott führen. Es könnte sein, dass wir feststellen, dass die Dinge, die wir hinzugefügt haben, um unsere Gemeinde zu verbessern, genau die Dinge sind, die Gott verdrängen.“ (S. 175)
„Hab keine Angst vor Stille. Hab keine Angst davor, Treffen zu haben, die langweilig werden, wenn Gott nicht auftaucht. Tage des gemeinsamen Betens im Obergemach erfordern Vertrauen und Geduld, aber das Resultat wird sich lohnen. Wir müssen aufhören zu denken, dass größer und voller, immer besser als kleiner und einfacher ist.“ (S. 175)
Francis beschriebt die Praktiken des Hausgemeinde-Netzwerks „We Are Church“:
1. Tägliches Bibel lesen
Anstelle von Sonntagmorgen-Predigten, die Menschen geistlich ernähren, ist ihr Wunsch, dass jeder Nachfolger selber Zeit mit Gott in seinem Wort verbringt und sich dort selber „geistlich ernährt“. Die Gemeinde folgt einem Bibel-Lese-Plan, der sie einmal im Jahr durch die ganze Bibel führt. Bei ihren Zusammenkünften tauschen sie sich über die gelesenen Stellen aus. Der Leiter moderiert durch Fragen, anstatt zu predigen. Wenn ein Gemeindeleiter der Gemeinde etwas aus der Bibel zeigen möchte, wovon er denkt, dass es wichtig ist, kann er sich dafür 5-10 Zeit nehmen – aber keine Stunde lang. So soll auch verhindert werden, dass Leute denken, ein Leiter zu sein bedeutet viel über die Bibel zu wissen, bzw. lange reden zu können.
2. Treffen zuhause
Die Gemeinden treffen sich in den Häusern ihrer Teilnehmer. Eine Gemeinde soll nicht größer als 20 Personen werden, damit Anonymität entsteht, die Mitglieder einander kennen und begegnen können. Nur durch Beziehungen kann man voneinander wissen und einander ins Leben sprechen.
Auf Gebäude wird bewusst verzichtet, um u.a. Finanzen in lokale und weltweite Mission zu investieren, anstelle von Instandhaltung und Miete eines Gebäudes.
3. Jeder jüngert andere und wird gejüngert
Von allen Leute in der Gemeinde wird erwartet, dass sie in mindestens zwei Jüngerschaftsbeziehungen stehen: in einer in der sie selber lernen und in einer in der sie Dinge weitergeben. Sie ermutigen einander ihren Glauben weiterzugeben und sehen es als normal, dass Leute in die weltweite Mission – besonders zu den Unerreichten – berufen sind.
4. Jeder bringt seine Gaben ein
Jeder wird ermutigt sich einzubringen. Leiter halten bewusst keine langen Monologe, sondern schaffen Räume z.B. beim gemeinsamen Bibel-Lesen, wo jeder seine Erkenntnisse teilen kann und versuchen herauszufinden welche Stärken jeder Einzelne hat und wie sie bewusst gefördert werden können.
5. Gemeinden multiplizieren sich regelmäßig
Anstatt dass eine Gemeinde immer größer wird, versuchen sie Gemeinden, die mehr als 20 Mitglieder haben einmal im Jahr zu teilen, bzw. daraus eine neue Gemeinde entstehen zu lassen. Jeder Leiter hat z.B. immer mehrere Trainees, die er anleitet eine neue Gruppe zu führen.
6. Einfache Zusammenkünfte
Bewusst wird darauf geachtet nicht von Jesus abzulenken – z.B. wird auf unterhaltsame Programme oder große Events verzichtet und darauf geachtet, dass Führungspersönlichkeiten nicht dauerhaft im Rampenlicht stehen. Vielmehr soll der Fokus der Treffen darauf liegen, Jesus und den Menschen, die mit ihm leben, zu begegnen. Das passiert u.a. durch das Feiern des Abendmahls, Gebetszeiten, Austausch, Zeiten in denen jeder etwas zur Ermutigung der anderen teilen kann, etc.
„Ich glaube, dass Gott eine Bewegung anstößt hin zu einfachen, kleineren Gemeinden, und ich sehne mich danach, dass diese Bewegung mehr Zugkraft gewinnt.“ (S. 181)
„Wenn wir weiterhin für ein Modell werben, bei dem Menschen in ein Gemeindegebäude strömen, um sich um einen Prediger zu versammeln, wie können wir dann die Milliarden von Menschen erreichen, die dort leben, wo dieses Modell illegal ist? Wenn unsere Missionare alles ablehnen müssen, was wir jemals über die Gemeinde gelehrt haben, um ein anderes Land zu erreichen, können wir dann noch zuversichtlich sein, dass das, was wir hier tun, das Beste ist?“ (S. 181)
„Im Jahr 2015 hatte Hyatt 97.000 Mitarbeiter. Im Gegensatz dazu hatte Airbnb nur 2.300. Dennoch hatte Airbnb weit mehr Zimmer zur Verfügung als Hyatt! Tatsächlich haben sie drei Jahre später mehr Zimmer im Angebot als die fünf größten Hotelketten zusammen. Wie haben sie das gemacht? Sie geben die Hotellerie in die Hände von ganz normalen Leuten. Nicht jeder hat die Möglichkeit, zig Millionen Dollar aufzubringen, um Land zu kaufen und ein Luxushotel zu bauen. Aber jeder mit einem Smartphone kann jetzt ein Zimmer in seinem Haus vermieten. Sie wuchsen schnell auf vier Millionen „Zimmer“, ohne dabei ein einziges Gebäude zu bauen. Davon kann die Gemeinde viel lernen.“ (S. 182)
„Gebäude können das Wachstum einer Gemeinde begrenzen. Wenn Gott auf einmal groß wirken und Tausende retten möchte, haben wir nicht genügend Platz. Gebäude schränken auch die Fähigkeit der Gemeinde ein zu schrumpfen. Wenn Gott die Gemeinde beschneiden will, können wir die Rechnungen nicht bezahlen. Wenn unser Gemeindemodell verlangt, dass Gott innerhalb eines engen „Sweet Spots“ wirkt, dann stimmt etwas nicht.“ (S. 184)
„Nehmen wir mal an, Jesus möchte 10 Prozent der Stadt erretten. Selbst wenn wir Milliarden von Dollarn hätten, gäbe es überhaupt genug Platz, um genügend Gemeindegebäude zu bauen? Natürlich nicht. Gleichzeitig hat jeder ein Zuhause. Wenn eine Gemeinde in ein Zuhause passt, dann haben wir unendlich viele potenzielle Gemeinden – ganz egal wohin wir gehen.“ (S. 186)
„Das blinde Beharren auf unseren aktuellen Modellen unterscheidet sich wahrscheinlich nicht wesentlich von dem Versuch, im Zeitalter von Netflix eine Videothek am Laufen zu halten.“ (S. 186)
„Es gibt einen Teil von mir, der befürchtet, übermäßig dramatisch zu klingen, wenn wir uns mit den Herrnhutern oder Reformern vergleichen. Aber sie waren auch nur Menschen. Warum nicht wir? Ich glaube, diese Generation kann die Konsumenten-Denkweise in unseren Gemeinden töten und sie durch eine dienende Haltung ersetzen, die vom Leiden um seinen Namen lebt.“
„In San Francisco haben wir gestartet und erleben ermutigende Zeichen echten Wachstums: Wenn die Leute zusammenkommen, sprechen sie nicht über eine großartige Predigt, diskutieren aber oft darüber, was sie beim Bibellesen entdeckt haben. Sich zu treffen, um in der Bibel zu lesen ist normal geworden. Leute nehmen sich regelmäßig Stunden und sogar Tage, um in der Gegenwart Christi allein zu sein. Sie genießen ihn. Gebetstreffen dauern länger als geplant und selten wollen Menschen früher gehen. Familien öffnen ihre Häuser für andere. Sie verschenken Autos, Besitztümer und Geld aus Liebe heraus.“ (S. 191)
„Wenn ich mit Leuten darüber spreche, fragen sie immer; „Funktioniert das?“ Ich habe keine Ahnung, was diese Frage eigentlich bedeutet… Paulus sagte zu Timotheus, dass das Unterrichten einer gesunden Lehre nicht funktionieren wird, sondern die Menschen vertreiben wird.“ (2 Tim 4.1-5) (S. 192)
„Wir werden bald vor Gott stehen. Ich kann nicht übertreiben, wie überwältigt wir sein werden. Der größte Fehler auf dieser Erde ist, zu unterschätzen wie verletzlich wir beim Anblick seines Gesichts sein werden. Die klügsten Entscheidungen unseres Leben werden wir treffen mit diesem finalen Moment vor Augen.“ (S. 194)
Hier sind Kapitel 1-2Kapitel 3-5 und Kapitel 6-7.

Dein Take-Away

Nimm Dir gerne zum Schluss 1 Minute, um kurz Jesus zu fragen:
• Was möchtest du mir durch das Gelesene sagen?
• Was soll ich dementsprechend tun?
• Mit wem kann ich diese Gedanken teilen, bzw. davon weitergeben?