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Dieser Artikel stammt aus dem Buch „Leading Like Jesus: 40 Leadership Lessons From the Upside-Down Kingdom“ von Floyd McClung und lässt sich im Original hier finden. (Floyd starb leider vor kurzem nachdem er lange im Koma lag. Er gilt als einer der modernen Glaubenshelden und hat viele Menschen mit seiner Liebe für Jesus und andere inspiriert)
Über die Frau, die als „Frau am Jakobsbrunnen“ (Johannes 4) bekannt geworden ist, wissen wir heute nicht viel, nicht einmal ihren Namen. Wir wissen nur, dass sie Teil eines minderwertigen Geschlechts und einer verachteten Kultur war. Dennoch ließ Jesus sich auf sie ein und begegnete ihr auf eine Art und Weise, die sie veränderte. Die Geschichte lehrt uns den Wert einander aufrichtig und ehrlich zu begegnen – auf Englisch „to connect with someone“ – eine Fähigkeit, die man auch als „Emotionale Intelligenz“ bezeichnet.
Menschen bauen nur schwer emotionale Verbundenheit auf mit mürrischen, leicht-reizbaren und sich-verteidigenden Leitern. Wir können Menschen nur zu dem Maß leiten, wie wir es schaffen, eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen. Leiter, die das Gespür für ihre Wirkung nach außen verloren haben, fehlt emotionale Intelligenz und sind dadurch automatisch in ihrer Effektivität begrenzt.

Vier Zutaten, um sich mit Menschen zu verbinden

1. Selbst-Bewusst-Sein

Jesus war sich in seiner Identität sicher. Das gab ihm Vertrauen, um völkische und religiöse Mauern zu durchbrechen, um mit der Frau am Brunnen in Kontakt zu kommen. Er erkannte und verstand seine Stimmungen und Emotionen, erlaubte ihnen aber nicht, seine Fähigkeit einzuschränken, sich ganz auf sein Gegenüber einzulassen. Er war sich seiner eigenen Handlungen, Worte und Gefühle bewusst, konzentrierte sich jedoch auf andere.

2. Selbst-Kontrolle

Jesus konnte negative Emotionen oder Vorurteile, die an ihn höchstwahrscheinlich in Bezug auf Samariter weitergegeben wurden, erkennen und steuern. Er konnte seine Stimmungen und Impulse kontrollieren. Jesus war darauf vorbereitet, die akzeptierten Normen von Rassen- und Geschlechtertrennung, die in der jüdische Religion vorherrschten, herauszufordern. Gesunde Leiter können ihr Leben selbständig führen. Sie sind nicht davon abhängig was die Öffentlichkeit (oder sogar enge Freunde) sagen, um für anderen das zu tun, was richtig ist.

3. Gesunde Empathie

Jesus hatte die Fähigkeit, hinter emotionale Masken anderer Menschen zu schauen und zu verstehen, was wirklich in ihnen vorging. Er konnte das Unbehagen und die Schuldgefühle der Frau am Brunnen wahrnehmen. Er hatte sich charakterlich so entwickelt, dass er anderen entsprechend ihrer Bedürfnisse, nicht seiner eigenen, begegnen konnte.

4. Social Skills

Jesus war damit vertraut Beziehungen aufzubauen und aufrecht zu erhalten – auch über die Gruppe seiner Jünger hinaus. Er genoss die enge Beziehung zu den Jüngern, war aber nicht allein von ihrer Freundschaft und Gemeinschaft abhängig. Er war erreichbar, nicht exklusiv und hatte ein Herzensanliegen für alle Menschen, nicht nur die, die sich in seinem inneren Kreis befanden.
Warum sind diese Eigenschaften eines Leiters so entscheidend? Einfach gesagt: Wir können niemanden leiten, den wir nicht verstehen. Ehrliche Verbundenheit und Verständnis ermöglichen uns Brücken des Vertrauens zu Menschen aufzubauen, die wohlmöglich gänzlich anders sind als wir. Dadurch können wir emotionale Wärme aufbringen, aufmerksam zuhören, lächeln, Ermutigung und Bestätigung geben und ehrliches Interesse und Vertrauen in Menschen zeigen. Mit Andersartigkeit konfrontiert, tun wir gut daran, nicht über zu reagieren oder uns angegriffen zu fühlen. Indem wir stattdessen lernen anderen aufrichtig zu begegnen, uns auf sie einzulassen und ihnen eine Beziehung zu uns anzubieten, kann eine Verbindung entstehen, ohne die eine Person uns nur schwer vertrauen oder gar folgen würde.
Im Gespräch zwischen Jesus und der Frau am Brunnen, konnte Jesus deswegen eine Verbindung zu ihr herstellen, weil er bereit war, Mauern von Geschlecht, Rassenvorurteilen, unmoralischem Verhalten, theologischer Unterschiedlichkeit und anfänglicher persönlicher Ablehnung zu überwinden. Wie hat Jesus das gemacht? Schauen wir nach:
  • Er verließ seinen Weg, um sie kennenzulernen (Vers 4)
  • Er initiierte das Gespräch (Vers 7)
  • Er hörte aufmerksam zu und gab ihr Gelegenheit zu sprechen (Vers 9)
  • Er zeigte Respekt unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrem Status (Vers 9)
  • Er weckte ihr geistliches Interesse, indem er ihr Vision für etwas Größeres vermittelte, als sie sich vorstellen konnte (Vers 10-15)
  • Er trat in ihre Welt ein, sprich, er baute eine Brücke in ihre Welt (Vers 13-24)
  • Er versuchte nicht, sie zu kontrollieren oder sie dazu zu nötigen, ihm nachzufolgen (Vers 13-15)
  • Er inspirierte sie, soweit in ihrer geistlichen Reise zu gehen, wie sie dazu bereit war (Vers 15-18)
  • Er nahm sie an, wie sie war (Vers 17-18)
  • Er zeigte sich nicht enttäuscht über ihre Entscheidungen (Vers 18)
  • Er konzentrierte sich auf wichtige Themen für ihre Zukunft (Vers 20-24)
  • Er kommunizierte direkt und auf eine Art und Weise, die sie verstehen konnte (Vers 25-26)
In meinem Leben wurde ich von einigen Leuten gementort, die Menschen auf diese Weise begegnen konnten. Einer der größten davon war Loren Cunningham, Gründer von Jugend mit einer Mission (YWAM). Immer wieder war ich erstaunt, wenn ich mitansehen konnte, wie er Menschen kennenlernte und einen Augenblick später eine Verbindung zu ihnen aufgebaut hatte. In großen Menschenmengen, wie auch in kleinen Gruppen, immer konzentrierte er sich einzeln auf eine Person, lächelte herzlich, stellte Fragen und hörte aufmerksam zu. Dann ermutigte und forderte er sie heraus, Großes für Gott zu tun.
Loren pflanzte den Samen von Größe und großen Errungenschaften in die Herzen vieler junger Leiter, indem er sie herausforderte, über das hinauszugehen, wovon sie geträumt oder was sie bis dahin für möglich gehalten hatten. Dann gab er ihnen eine Gelegenheit, genau das zu tun, wozu er sie gerade ermutigt hatte. Er inspirierte Leute nicht einfach und verschwand dann wieder. Vielmehr investierte er in die Beziehung und ermöglichte der Verbindung sich weiterzuentwickeln.
Der erste Schritt, um eine Verbindung mit Menschen einzugehen, ist es, vermeintliche oder reale Barrieren zu überwinden. Nimm dir einen Augenblick, um über die Menschen nachzudenken, die du leitest, die anders sind als du. Denke auch an die Menschen, die Gott durch dich erreichen möchte, die Jesus jetzt noch nicht kennen. Bist du aktiv darum bemüht, Barrieren von Alter, Geschlecht, sozialer Schicht oder Rasse zu überbrücken, um ihnen zu begegnen? Wie gehst du damit um, wenn Leute dir Rat geben, den du nicht magst? Ärgerst du dich? Signalisierst du anderen, dass du aufmerksam zuhören möchtest, von dem Lernen willst was andere sagen, und bereit bist in einem Gespräch tiefer einzusteigen?

Praktisch:

Nimm dir kurz Zeit um Jesus zu fragen:
Hören: Was möchtest du mir durch das Gelesene sagen?
Tun: Was möchtest du, dass ich tue?
Teilen: Kann ich etwas hieraus jemanden weitergeben?
Photo by Toa Heftiba on Unsplash