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Darum gehts: Neil Cole beschreibt im ersten Teil des Artikels drei drastische Veränderungen unserer Zeit und warum wir diese als Gemeinde nicht ignorieren dürfen.
Der Artikel erschien im Original im Juli 2016 auf 100 Movements.  In Coles Buch „Tidal Wave“ geht es etwas ausführlicher auch um die gleiche Thematik. Ich habe versucht den Artikel auf Deutsch zu übersetzen. Das ist der erste Teil, der zweite baut darauf auf.
Vor ca. 30 Jahren als Schüler begann ich Jesus nachzufolgen. Ohne eine Gemeinde oder jemanden, der mich jüngerte, begann ich einfach in der Bibel zu lesen. Ich erinnere mich daran, wie ich eines Morgens die Apostelgeschichte las und nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Die Geschichten faszinierten mich so sehr, dass ich zu spät für den Unterricht war. Ich zwang mich das Buch zuzumachen und spurtete los. Unterwegs sagte ich zu mir selber: „Ich wünschte ich hätte in dieser Zeit gelebt, um das mitzuerleben.“ In diesem Moment hörte ich auf einmal Jesus Stimme meine Gedanken unterbrechen. Er sagte: „Die Leute in der Apostelgeschichte hätten sich gewünscht in die heutige Zeit geboren zu werden!“
Wir leben in entscheidenden Zeiten. In der ganzen Menschheitsgeschichte gab noch nie eine Zeit wie die unsere, eine Zeit voller Veränderung, die allgegenwärtig, täglich und schnell passieren.
„Die Leute in der Apostelgeschichte hätten sich gewünscht in die heutige Zeit geboren zu werden!“
Weil wir in diesen Tagen leben, sind Bewegung so besonders wichtig. Ein Gemeindemodell vergangener Generationen können wir uns schlichtweg nicht mehr leisten. Stattdessen brauchen so schnell wie möglich die Freisetzung der multiplikative Natur des Reiches Gottes.
Paulus sagte über König David: „Denn nachdem David seiner Generation nach dem Willen Gottes gedient hatte, starb er und wurde begraben“ (Apg 13:36). Wir sind mit einem Auftrag in unsere Generation hineingeboren und eines Tages werden wir uns dafür verantworten müssen, was wir mit der Zeit gemacht haben, die uns gegeben wurde.
In diesem Artikel möchte ich zeigen, warum es so wichtig ist, dass wir zu der Bewegung werden, die wir sein sollten. Ich möchte drei drastische Veränderungen unserer Zeit vorstellen, die unsere unmittelbare Aufmerksamkeit verdienen und verlangen, dass wir neu darüber nachdenken wer wir als Gemeinde in dieser Zeit sind. Wir können es uns nicht leisten, Gemeinde so weiterzumachen, wie wir es immer gemacht haben. Wenn wir den Missionsauftrag in dieser bedeutsamen Zeit erfüllen wollen, müssen wir Dinge anders machen. Unsere Gemeindestrukturen müssen sich in organische Muster verwandeln, die sich natürlich multiplizieren, anstatt Menschen in die Gemeindestrukturen einzufügen.
Wir können es uns nicht leisten, Gemeinde so weiterzumachen, wie wir es immer gemacht haben.
In diesem Artikel werden wir sehen, dass Veränderungen nicht nur eine Möglichkeit für ein paar wenige Gemeinden ist. Wenn wir in dieser Zeit überleben und sogar wachsen wollen, ist Veränderung entscheidend. Tatsächlich haben wir zu diesem Zeitpunkt nur zwei Optionen; Sich-Verändern oder Sterben.
Veränderung: Der Bevölkerungswachstum
Wir alle haben Statistiken über den Bevölkerungswachstum unseres Planeten gehört. Da wir aber alle in der Blüte dieses Wachstums geboren sind, haben die wenigsten von uns gemerkt, wie dramatisch dieser Wachstum im Kontext der Geschichte ist. Unten ist eine Grafik zu sehen, die den Aufschwung veranschaulicht, in dem wir uns gerade befinden.
Es ist leicht erkennbar, dass wir in besonderen Zeiten leben und wir anfangen sollten anders darüber nachzudenken, wie wir unsere Generation erreichen können.

Es brauchte ca. 1800 Jahre bis wir eine Weltbevölkerung von einer Milliarde erreicht hatten. In weniger als einem Jahrhundert wurde diese Zahl fast verdreifacht. Während meines Lebens wuchsen wir um weitere 4 Milliarden Menschen… und ich bin immer noch am Leben. Wie wird diese Grafik zu den Lebzeiten unserer Kinder aussehen, oder unserer Enkelkinder?
Das Momentum dieses Wachstums ist eine Flutwelle, die auf diesen Platten hereinbricht. Was in der Welt könnte sie aufhalten? Kriege? Plagen? Wirtschaftlicher Zusammenbruch? Atombomben? Nichts davon kann diese Bewegungen mehr aufhalten. Warum nicht? Weil sie es schon nicht geschafft haben.
Der Auftrag unseres Königs, gegeben im ersten Jahrhundert, ist immer noch derselbe, aber die Nationen die wir zu Jüngern machen sollen, sind größer und komplexer denn je zuvor.
Zwischen 1914 und 1945, in nur 30 Jahren, erlebten wir zwei Weltkriege, es gab den Holocaust, zwei Atombomben wurden über bewohnten Städten abgeworfen, mehrere Weltwirtschaftskrisen, die Spanische Grippe, Stalins Völkermord, seit 1970 über eine Milliarde Abtreibungen… aber die Bewegung wurde nicht gestoppt. Alle Zerstörungen und unnatürlichen Verluste des Lebens haben die Wachstumskurve nicht stoppen oder verlangsamen können.
Was auch immer unsere Sicht der Endzeit ist, wir müssen zugeben, dass wir in einer bedeutsamen Zeit leben, deren Ende sich unwiderruflich anbahnt. Das ist die Welt in die Gott beschloßen hat, uns zu stellen.
Der Auftrag unseres Königs, gegeben im ersten Jahrhundert, ist immer noch derselbe, aber die Nationen die wir zu Jüngern machen sollen, sind größer und komplexer denn je zuvor. Es führt einfach kein Weg daran vorbei, sofortige und drastische Veränderungen vorzunehmen, wenn wir die Hoffnung nicht vollständig begraben wollen, unseren Auftrag zu erfüllen, alle Menschengruppen zu jüngern.
Das konstantinische Gemeindemodel, dass wir alle kennen, wurde im Jahr 300 entwickelt. Zum damaligen Zeitpunkt war die Weltbevölkerung ungefähr so groß wie USA heute. Dieses Modell erfüllte nie seinen Auftrag die Welt zu jüngern, selbst als die Bevölkerung viel kleiner war. Wir können es uns nicht mehr leisten daran festzuhalten.
Das konstantinische Gemeindemodel, dass wir alle kennen, wurde im Jahr 300 entwickelt… Dieses Modell erfüllte nie seinen Auftrag die Welt zu jüngern, selbst als die Bevölkerung viel kleiner war.
Allein diese drastische Veränderung würde ausreichen unsere Gemeinde-Strukturen herauszufordern. Aber es gibt weitere Veränderungen:
Veränderung: Zunahme Technologischer Innovationen
So wie der Frosch im kochenden Wasser nicht merkt, wie sich seine Umgebung drastisch verändert, so sind wir in einer Umgebung von technischen Innovationen, die unser alltägliches Leben auf ebenso drastische Weise verändern – ob wir es merken oder nicht.
Der Buchdruck wurde erfunden und die Menschheit wurde für Jahrhunderte verändert. Dieselben weltverändernden technologischen Fortschritte passieren heute fast wöchentlich.
Unten ist eine Grafik zu sehen, die die Entwicklung von technischer Innovation zeigt. Die Grafik ist relativ neu, aber schon bereits überholt.

Gesetze und Regierungen können mit dem Tempo des Technologiezuwachses nicht mithalten. Wenn du das neuste Smartphone kaufst, gibt es bereits ein neueres besseres, bevor du deinen Akku zum ersten Mal aufladen konntest.
Das Mooresches Gesetz – kommend von Gordon Moore, dem Gründer von Intel, besagt, dass ein Computerchip seine Leistung alle 24 Monate verdoppeln kann. Dabei scheint es sich aber mehr ein Vorschlag als ein Gesetz zu handeln. Computerprozessoren verdoppeln ihre Kapazität und Geschwindigkeit heute bereits alle 18 Monate. Wer weiß welcher revolutionäre Durchbruch passiert, während du diesen Artikel liest? Alles verändert sich so schnell…
Der Buchdruck wurde erfunden und die Menschheit wurde für Jahrhunderte verändert. Dieselben weltverändernden technologischen Fortschritte passieren heute fast wöchentlich.
Technische Experten glauben, dass wir uns rasant auf eine Singularität zubewegen – ein einmaliges Event, das quasi alles über Nacht verändert. Viele erwarten, dass das die Geburt der künstlichen Intelligenz ist, die die Menschheit einen riesigen Schritt in ihrer Evolution voranbringt. Das ist nicht nur wissenschaftliche Fantasy. Die größten technischen Firmen investieren bereits Milliarden in diese Entwicklungen. Diese Leute glauben nicht nur daran, sie investieren bereits alles was sie haben. Es wird schneller kommen als wir denken.
Veränderung: Die wachsende wirtschaftliche Umverteilung
Wir befinden uns inmitten einer historischen Verlagerung von Reichtum und Macht auf einige wenige Auserwählte. Wir erleben bereits die größte Umverteilung des Reichtums in der Geschichte der Menschheit.
Seit der Wirtschaftskrise 2008/09 hat sich die Zahl der Milliardäre von 793 auf 1645 verdoppelt. Während der Rest von uns ein Auf und Ab durchlebt von erhöhter Arbeitslosigkeit, sinkenden Löhnen, steigender Verschuldung und steigenden Lebenshaltungskosten, ist ein stetiger Aufschwung in der Anzahl obszön reicher Menschen zu verzeichnen.
Auf der anderen Seite multipliziert sich die Anzahl derjenigen, die in finanzielle Armut gelangen. Im vergangenen Jahr war die Mittelschicht nicht mehr die Mehrheit in den USA. Denken wir mal darüber nach: Es gibt mehr Menschen in Armut und Wohlstand als dazwischen. Der Reichtum wird umverteilt und wir können nichts dagegen tun.
Denken wir mal darüber nach: Es gibt mehr Menschen in Armut und Wohlstand als dazwischen.
Die 85 reichsten Menschen der Welt erhöhen ihr Vermögen um ca. 600 Millionen Euro täglich. Das sind 500.000 Euro pro Minute, oder 25 Millionen Euro pro Stunde. Noch unergründlicher als wie es ist, diesen Reichtum zu erlangen, ist es herauszufinden, wie man so viel Geld ausgibt? Sell dir vor, du hättest 25 Millionen Euro, die du in einer Stunde ausgeben musst und nach einer Stunde hast du wieder so viel und musst es wieder ausgeben… Irgendwann besitzt du schon alles und trotzdem hast du noch 25 Millionen Euro verdient und dann noch eine und noch eine. Für was?
Die 85 reichsten Menschen der Welt erhöhen ihr Vermögen um ca. 600 Millionen Euro täglich.
Dahinter steckt mehr als finanzielle Gier. Es ist der Wunsch nach Macht, das Wollen, die Welt zu besitzen und zu regieren. Wenn du so wahnsinnig reich bist und alles kaufen kannst, was du willst, wann du willst und dein Konto am selben Tag noch um fast eine Milliarde Euro ansteigt, dann denkst du bald, dass alles möglich ist. Du könntest sogar aus einer Laune heraus entscheiden, für den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu kandidieren 🙂
Angesichts all dieser schnellen Veränderungen, die uns bereits überholt haben, brauchen wir neue organischere Wege, die sich multiplizieren, um unseren Auftrag zu erfüllen.
Im nächsten Artikel werde ich darauf eingehen wie wir auf diese Veränderungen reagieren können, wie wir uns anpassen, Führung übernehmen und miteinander und mit der Welt umgehen sollten. Außerdem schauen wir uns an welche großartigen Chancen unsere Zeit uns bietet.