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Darum gehts: Hausgemeinden sehen zwar von außen aus wie Hauskreise, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen. Sieben Punkte machen diese Unterschiede sichtbar.
Mir ist dabei wichtig zu sagen, dass ich Hauskreise per se nicht schwarzmalen und Hausgemeinde als das Nonplusultra hinstellen möchte. Es gibt super gesunde Hauskreise und leider auch super ungesunde Hausgemeinden. Für ein erweitertes Verständnis beider Formen ist es meiner Meinung nach aber machmal hilfreich, Unterschiede zu benennen.
1. Selbstverständnis
Ein Hauskreis ist ein kleinerer Teil eines größeren Ganzen. Ein Hauskreis sieht sich nicht als eigenständiger Körper, sondern vielmehr als Zelle und wird daher auch Zellgruppe genannt.
Eine Hausgemeinde mag klein sein (oft 4-12 Leute), versteht sich aber voll und ganz als Gemeinde. Im NT gibt es viele verschiedene Beispiele, in denen Menschen, die sich zuhause getroffen haben, als Gemeinde (ekklesia) bezeichnet werden – interessanterweise wird sogar nie ein anderer Begriff für eine Gemeinschaft von Gläubigen genannt. Laut Bibel ist Gemeinde unabhängig von ihrer Größe der Leib Jesu und beginnt da, wie Jesus sagte, wo „zwei oder drei zusammenkommen in meinem Namen“ (Mat 18:20).
Eine Hausgemeinde mag klein sein (oft 4-12 Leute), versteht sich aber voll und ganz als Gemeinde.
2. Wachstum
Ein Hauskreis wächst meist durch Addition, wobei häufig neue Menschen nicht in den Hauskreis, sondern in den Sonntag-Gottesdienst eingeladen werden, in der Erwartung, dass sie dort von Jesus hören können.
Eine Hausgemeinde möchte, anstatt primär neue Menschen in die Hausgemeinde aufzunehmen, durch Training und Aussendung ihrer Teilnehmer neue Menschen zu Jesus führen und mit ihnen neue Hausgemeinden gründen.
3. Größere Treffen
Hauskreis; Größere Treffen finden wöchentlich in Sonntagmorgen-Gottesdiensten statt. Leider sind nicht alle Gottesdienstbesucher in einer Kleingruppe aktiv und somit in Gefahr lediglich geistliche Konsumenten zu bleiben.
Hausgemeinde: Größere Treffen mit anderen vernetzten Hausgemeinden finden in gewissen Abständen statt, z.B. einmal im Monat, sind aber nicht entscheidend für das Leben der  jeweiligen Hausgemeinde.
4. Intensität / Häufigkeit 
Ein Hauskreis trifft sich normalerweise einmal die Woche.
Die Teilnehmer einer Hausgemeinde sehen sich als geistliche Familie und versuchen möglichst viele ihrer Lebensbereiche miteinander zu teilen. Eine Hausgemeinde an sich kann nicht auf ein wöchentliches Treffen reduziert werden. Da die Gemeinde aus den Menschen besteht, die Teil der Gemeinde sind, findet Gemeinde jeden Tag und überall dort statt, wo die einzelnen Teilnehmer sich aufhalten – ob alleine oder zusammen.
Eine Hausgemeinde an sich kann nicht auf ein wöchentliches Treffen reduziert werden.
5. Funktionen
Da ein Hauskreis nicht den Anspruch hat eine Gemeinde zu sein, sieht er häufig auch nicht die Notwendigkeit, die Dinge zu tun, die eine „echte Gemeinde“ tut, z.B. das Abendmahl feiern, neue Gläubige taufen, etc.
Eine Hausgemeinde möchte alle Funktionen einer Neutestamentlichen Gemeinde ausleben (siehe Apg 2:37-47), inklusive eigene Finanzen verwalten, das Abendmahl feiern, neue Gläubige taufen, Mitglieder aussenden, um neue Gemeinden zu gründen, etc.
6. Führung und Autorität
Ein Hauskreis hat zwar „Hauskreisleiter“, diese sind aber in der Regel abhängig vom Pastor oder Gemeindeleitungsteam der „richtigen Gemeinde“ und müssen bei Entscheidungen erst deren Erlaubnis einholen. Auch wird inhaltlich oft lediglich die Predigt des letzten Gottesdienstes nachbesprochen, anstatt eigene Inhalte zu bearbeiten.
Eine Hausgemeinde hat eigene Leiter, die ohne Titel und Positionen, als Vorbilder und geistliche Eltern den anderen dienen und eine Atmosphäre schaffen wollen, in der alle einander helfen können, Jesus ähnlicher zu werden und in ihrer Berufung und in ihren Gaben zu wachsen. Häufig stehen Hausgemeinden in Kontakt mit Menschen aus dem fünffältigen Dienst (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer – Eph 4:11), die sie dabei unterstützen.
7. Struktur
Normalerweise gibt es eine Struktur, bzw. einen gewissen Ablauf, wie ein Hauskreis-Treffen abläuft.
Hausgemeinden bedienen sich auch verschiedener Strukturen, die das geistliche Leben unterstützen sollen. Dabei steht die geistliche Entwicklung und die jeweilige Phase der Gemeinde an oberster Stelle. Unterstützt eine Struktur die Bedürfnisse der Gemeinde gerade nicht, wird sie verabschiedet oder verändert.