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Wie können wir die Prinzipien über Jüngerschaftsbewegungen am besten mit anderen Jesusnachfolgern teilen? 5 Tipps dazu:

1) Demut

Bevor wir über das WAS reden, müssen wir uns des WARUMs bewusst sein. Warum wollen wir anderen helfen? Wenn die Antwort Frustration oder Ärger beinhaltet, müssen wir zuerst unser Herz verändern lassen. Wenn wir anderen Nachfolgen helfen wollen, muss es aus einem Herzen der Demut und der echten, uneigennützigen Liebe entspringen.
„Ihr alle sollt euch gegenseitig unterordnen und mit Demut bekleiden! Denn Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade“ 1 Petrus 5:5

2) Klein anfangen

Zu Beginn sollten wir nicht darüber nachdenken, vorhandene Strukturen von Gemeinden oder Organisationen verändern zu wollen. Nur sehr wenige Menschen sind große Innovatoren oder sofortige Durchstarter. Die meisten Menschen brauchen Zeit und Vorbilder, bevor sie sich selber auf etwas neues einlassen. Jesus sagte dazu:
„Niemand flickt ein altes Kleid mit einem neuen Stück Stoff, sonst reißt das neue Stück wieder aus, und der Riss wird noch größer. Auch füllt man nicht jungen Wein in alte Schläuche. Er gärt ja noch, und die Schläuche würden platzen; der Wein würde auslaufen, und auch die Schläuche wären nicht mehr zu gebrauchen. Nein, jungen Wein füllt man in neue Schläuche; dann bleibt beides erhalten.“
Wollen wir also z.B. mit einer Gruppe von Nachfolgern arbeiten, ist es ratsam nach einzelnen Leuten innerhalb dieser Orte (Gemeinden, Strukturen, Organisationen, etc.) Ausschau halten – Einzelpersonen von denen wir denken, dass sie Interesse hätten.
Anstelle von heute auf morgen alles umkrempeln zu wollen, ist es ratsamer mit einer kleinen Gruppe oder einzelner Personen ein „Pilotprojekt“ (z.B. in Form einer Trainingsgemeinde oder Minigruppe) zu beginnen. Dadurch lernen und erleben die Teilnehmer neues und können ihre positiven Erfahrungen mit den anderen ihrer Herkunftsgruppe teilen, die sich so mit der Zeit ebenfalls dafür öffnen können. Voraussetzung dafür ist ein abgesprochener „Probe- und Freiraum“ und falls möglich den Support und Segnung der Leiterschaft.
Einfach von vorne predigen oder ein Workshop zum Thema Bewegungen abhalten und dann erwarten, dass sich alles von selber ändert grenzt an Wahnsinn.

3) Eine Rechnung für Veränderung

Man nehme:
1) Unzufriedenheit mit dem Status Quo
2) Das Wissen einer Alternative
3) Wissen, was die ersten Schritte sind
4) Die eigene Trägheit überwinden (Action)
Diese Faktoren zusammen addiert führen zu Veränderung.
Das Wissen einer Alternative und was die ersten Schritte dorthin ist, können wir durch Vision vermitteln und praktisches Training „organisieren“. Dabei ist es ratsam darauf zu achten, dass wir nicht unnötig das abwerten, was die Person bisher geglaubt und gemacht hat. Die Frage, die wir uns stellen, ist: Wie können wir anderen Nachfolgern helfen den Wert von Jüngerschaftsbewegungen-Prinzipien zu sehen, ohne jedoch sie zu verletzten oder vor den Kopf zu stoßen? Viel Weisheit und Feingefühl ist für diesen Balanceakt erforderlich.
Eine Unzufriedenheit mit dem Status Quo, kann zwar unterstützt werden (z.B. durch Geschichten von Gottes Wirken), jedoch muss die eigentliche Motivation für Veränderung, immer von der Person selber kommen. Wir wollen niemanden ein schlechtes Gewissen machen oder jemanden zwingen, etwas zu tun oder zu glauben, was er nicht möchte.
Das Überwinden von Trägheit, bzw. Festgefahrenheit und hin zur Umsetzung erster Schritte ist umso schwieriger, je älter und größer eine Gemeinde / Organisation ist. Generell ist es auch einfacher junge Leute zu trainieren – da diese in ihrem Denken und Verhalten noch viel offener sind als ältere Leute.

4) Persönliches Wachstum – die Box erweitern

Jeder von uns hat eine Box, in der wir denken und aus der wir handeln. Diese Box ist abhängig von: unserer Reife, unserer Kultur, unserem Wissen und dem was wir ausgesetzt sind und waren. Diese Box wird erweitert durch neue Erfahrungen, neue Überzeugungen, neue Informationen und persönliches Wachstum. Wir können also unsere Box verändern und Dinge tun & verstehen, die uns zuvor fremd waren.
Als David beispielsweise Goliath tötete, war das damals eine Sache, die niemand für möglich gehalten hätte. Niemand konnte sich daran erinnern, dass je ein Riese bezwungen worden war. Aber nachdem David den Riesen Goliath getötet hatte, scheint es fast so, als würde auf einmal jeder einen Riesen töten. Wir lesen von zahlreichen Kriegern, die nach David, Riesen töteten (2 Samuel 23). Die Leuten mussten es einmal erleben, um ihre Box zu erweitern, und auf einmal schien es fast schon der neue Standart zu sein.
Als Jairus, der Synagogenvorsteher, zu Jesus kam, bat er ihn darum, seine Tochter zu heilen. Er sagte: „Sie ist schwer krank, aber ich glaube, dass wenn du kommst und ihr die Hände auflegst, wird sie wieder gesund werden.“ Also ging Jesus mit ihm. Als sie auf dem Weg waren, kam ein Diener zu Jairus und sagte: „Bemühe den Meister nicht länger, deine Tochter ist gerade gestorben.“ Dass Jesus seine kranke Tochter heilen könne, hatte Jairus noch geglaubt, aber nun da sie tot war… das war zu viel, das passte nicht in Jairus Box… off limit. Als Jesus sagte: „Du musst nur glauben…“ und seine Tochter tatsächlich von den Toten auferweckte, wurde die Box von Jairus um einige Stücke größer.
Das gleiche ist wahr für uns. Wir alle haben eine Box und müssen lernen sie zu erweitern und Begrenzungen von „das ist zu groß“ oder „das ist zu klein“ abzulegen.
Die Frage lautet: Wie können wir anderen Jesusnachfolgern helfen, ihre Box zu erweitern? Wir können beten; „Jesus wie möchtest du, dass ich der Person helfe, ein Jünger zu werden, den du multiplizieren möchtest?“ Wir können Dinge aus dem Training mit ihnen machen – z.B. gemeinsam einen Prayerwalk, ein Entdecker-Bibelstudium machen, ihnen beibringen selber Gottes Stimme zu hören, etc. – alles mit dem Ziel, ihre Box zu erweitern.

5) Das große Bild sehen

Stell dir vor, du musst ein 5000 Teile Puzzle machen – ohne jedoch das fertige Bild auf der Verpackung sehen zu können? Ein Ziel, dass wir nicht vor Augen haben, erreichen wir nicht.
Dementsprechend ist Zeit, die wir darauf verwenden, von Gott zu hören, um zu verstehen was seine Vision für uns ist, keine verschwendete Zeit. Je klarer uns und anderen vor Augen ist, wozu Gott uns beruft, desto effektiver sind wir dorthin zu gelangen.
Gott beruft Menschen als Gemeinschaft, Partner und Teams auf – nicht als einsame „Lone Ranger“ – seine Vision zu erkennen und zu erfüllen. Menschen, die miteinander unterwegs sind und einander dienen und dadurch das Herz des Vaters widerspiegeln.  Dementsprechend ist auch die Zeit, die darauf verwendet wird als Team und als Gemeinschaft zu erkennen, wohin Gott ruft, zu welchen Zielen und auf welche Art und Weise, keine vergeudete Zeit.

Praktisch:

Nimm dir kurz Zeit um Jesus zu fragen:
Hören: Was möchtest du mir durch das Gelesene sagen?
Tun: Was möchtest du, dass ich tue?
Teilen: Mit wem kann ich darüber reden? Wem kann ich das Gelesene weitergeben?
Bild: https://unsplash.com/photos/gnblLxo8nDE
Weiterführende Links:
Curtis Sergeant erzählt von seinen Erfahrungen andere in Jüngerschaftsbewegungen zu trainieren. 
Steve Addison berichtet von seinen Erfahrungen andere Christen zu trainieren.