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Apostelgeschichte 2:37 – 47 beschreibt das Leben der ersten Gemeinde. Es lassen sich 9 Funktionen dieser Gemeinde beschreiben, die auch heute als gute Vorbild für gesundes Gemeinde-Leben dienen können. Neben der Beschreibung findet sich weiter unten noch ein Tool, dass Gruppen hilft, sich anhand der 9 Funktionen zu evaluieren und neu auszurichten.

Die Funktionen

1. Lehre der Apostel
(„Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel“ V.42)
In der ersten Gemeinde war damit die Lehre der Apostel gemeint, die zuvor drei Jahre von Jesus gejüngert und ausgebildet wurden (Mat 28:18-20).
So wie es neben den ersten Aposteln später weitere Apostel gab (Paulus, Barnabas, etc.) so gibt es heute auch Apostel (Eph 4:11), die neue Gemeinden gründen und lehren. Diese Lehre können spezifische Jüngerschaftsthemen sein, die zu Beginn als Grundlage gelegt werden oder bei einem späteren Besuch (wenn die Gemeinde eigene Leiter hat) miteingebracht werden (Heb 5:12).
Meistens bedeutet die „Lehre der Apostel“ aber einfach das gemeinsame Lesen und Besprechen von Gottes Wort (das ja von den damaligen Aposteln aufgeschrieben wurde) wo jeder sich miteinbringt (1 Kor 14:26) und gemeinsam Wahrheiten entdeckt und einander geholfen wird diese anzuwenden (2 Tim 3:16).
2. Gemeinschaft
(„Und sie blieben beständig… in der Gemeinschaft“ – V.42)
Die meisten einfachen Gemeinden versuchen sich mehr als einmal pro Woche zu treffen, um ganz bewusst Zeit miteinander zu verbringen, einander zu dienen und einander zu ermutigen. In den Treffen hat jeder etwas zu geben und trägt dazu bei, die anderen aufzubauen. (1 Kor 14:26).
Aber es geht auch um das geteilte Leben, man macht gemeinsam Unternehmungen, isst zusammen, liest gemeinsam in der Bibel, hilft und ermutigt einander, schaut einen Film, spielt ein Spiel gemeinsam, betet zusammen, veranstaltet Feste und vieles vieles mehr.
Die Bibel hat über 50 Stellen, in denen ausdrücklich das Wort „einander“ vorkommt und die uns zeigen, wie unser Miteinander aussehen soll: wir sollen einander lieben, höher achten als uns selbst, nicht gegeneinander murren, einander vergeben, etc.
3. Abendmahl
(„Und sie blieben beständig… im Brotbrechen“ V.42)
Das Abendmahl beinhaltet das gemeinsame Essen als Familie mit gegenseitigem Austausch und Ermutigung, sowie das sich Zeit nehmen, um uns durch das Brot und den Wein an den neuen Bund zu erinnern, den Jesus mit uns eingegangen ist.  (Kernbibelstellen: 1 Korinther 11:24-26, Matthäus 26:26-29, Judas 1:12).
Übrigens: Das Abendmahl zu feiern ist ein Gebot von Jesus. Daher darf (und soll) jeder Jünger das Abendmahl austeilen (wir sollen es ja allen Nationen lehren zu tun).
Wie feiern wir das Abendmahl praktisch?
Es gibt viele Formen, gemeinsam das Abendmahl zu feiern und die darin liegenden Werte auszuleben (Gemeinschaft, Erinnerung an den neuen Bund, das Kreuz, die Vergebung, Gnade und Heiligkeit). Hier ist eine Möglichkeit, gemeinsam das Abendmahl zu feiern:
Jemand liest vor dem Essen 1 Korinther 11:23-26. Danach ist die Gruppe gemeinsam still und hat Zeit sich auf Jesus auszurichten (vllt. Jesus nach Sünde im Herzen zu fragen, diese ihm zu bekennen,). Jemand beendet die Zeit mit einem Dankgebet (oder alle beten). Nun werden Brot und Wein (oder ein anderes Essen / Getränke) verteilt und alle beginnen zu essen und zu trinken.
4. Gebet
(„Und sie blieben beständig… in den Gebeten“ V.42)
Ein weiteres Merkmal der ersten Gemeinde ist das Gebet. Das Gebet steht hier im Plural: Gebete – damit sind die vielen verschiedenen Formen des Gebets gemeint: z.B.: Danksagung, Lobpreis, Fürbitte, Schuldbekenntnis, Gebet für Erntearbeiter, usw…
Wenn wir zusammenkommen ist Gebet ein zentrales Element. Nicht nur das Danken für Gottes Wirken in unserem Leben oder der letzten Woche, die Fürbitte füreinander und unsere Bekannten, sondern auch das gemeinsame Hinhören auf Gottes Stimme und warten auf seine Impulse.
5. Taufe
(„Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen“ – V.38,  „Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen…“ – V. 41)
Die Jünger riefen Menschen zum Glauben / Umkehr auf und tauften sie als Zeichen dafür. Auch die Taufe ist ein Gebot von Jesus und ist also für jeden neuen Nachfolger heute gültig.
6. Geben und Helfen
(„Sie verkauften die Güter und Besitztümer und verteilten sie unter alle…“ V.45)
Die erste Gemeinde lebte Freigiebigkeit und Großzügigkeit. Geben kann vielfältig sein, z.B.: Geld, Zeit, Talente, praktische Hilfe, etc. Durch großzügiges Geben können Gemeinde z.B. apostolische Arbeit, Bedürftige innerhalb der Gemeinde oder in der Gesellschaft, weltweit unterstützt und Gottes Liebe demonstriert werden.
7. Gott loben
(„sie lobten Gott..“ V.47) 
Damals sang schon Jesus mit seinen Jüngern Gott einen Lobgesang (Mat 26:30). Gott zu loben kann neben dem Singen oder Musizieren, aber auch andere Ausdrucksformen haben, z.B. gemeinsam einen Psalm vorlesen und darüber meditieren, eine Gebets-Dankes-Runde machen, Bilder malen, tanzen, ein Gedicht schreiben, etc.
8. Multiplikation
(„Der Herr aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu..“ – V.47) „Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel“ – V.46)
Die erste Gemeinde ging viel in den jüdischen Tempel, um dort von Jesus zu erzählen (Apg 3:1-2, 4:11-13, 5:19-20). Multiplikation entsteht durch Aussendung / Unterstützung von apostolischen Teams (Apg 13:1-3, Apg 8:4-40), durch eigene Evangelisationsbemühungen, Mentoring und Gründung neuer Gemeinden.
9. Leiter
(„Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel“ – V.42)
Leitung hat im Neuen Testament nichts mit Macht oder Kontrolle zu tun, sondern mit Dienen und Vorbild sein.
Die erste Gemeinde hatte Leiter, zuerst die direkten Jünger von Jesus, die Apostel („Gesandten“), die am meisten Erfahrung hatten und die anderen trainierten. Mit der Zeit übergaben sie die Leitung an andere, die durch sie gejüngert wurden, sogenannte Älteste und Diakone. Diakone sind wie „geistliche Eltern“, sie dienen den Menschen in ihrer direkten Familie, Hausgemeinde und wollen sie in die Reife bringen. Älteste sind wie „Großeltern“, sie dienen mehreren Hausgemeinden / einem Netzwerk.

Werkzeug: „Gemeinde Kreise“

Übrigens: Alle diese 9 Funktionen basieren auf den Geboten von Jesus, die er den Jüngern vorlebte und ihnen auftrug, sie an alle Nationen weiterzugeben. Diese Gebote lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:
Gott lieben (OBEN), den Nächsten Lieben (AUSSEN, INNEN), Jünger machen (INNEN, AUSSEN). Eine gesunde Gemeinde braucht einen gute Mischung aus oben, innen und außen.
Um diese Funktionen und deren Auslebung in einer Gemeinde zu überprüfen, dient das Werkzeug: „Gemeinde-Kreise„. Darin entnimmt eine Gruppe zusammen die Funktionen einer Gemeinde aus Apg 2:37-47, findet für jede Funktion ein Symbol und trägt dieses Symbol (falls es in ihrer Gemeinde praktiziert wird) in oder außerhalb eines Kreises ein (der Kreis steht für die Gemeinde). Danach kann darüber gesprochen werden, wie die Gruppe noch besser darin werdet kann, die Funktionen zu leben und darin zu wachsen.
Die Gemeinde-Kreise sind somit eine gute Herangehensweise, um immer wieder zu überprüfen und im Gespräch darüber zu sein, wie ihr selber und die Gemeinden, die durch euch entstehen, ihre Berufung als Gemeinde auslebt / ausleben und was nächste praktische Schritte auf diesem Weg sein können.

Praktisch:

Nimm dir kurz Zeit um Jesus zu fragen:
Hören: Was möchtest du mir durch das Gelesene sagen?
Tun: Was möchtest du, dass ich tue?
Teilen: Mit wem kann ich darüber reden? Wem kann ich das Gelesene weitergeben?
Wenn ihr Teil einer einfachen Gemeinde oder einfach einem Hauskreis seid, besprecht eure gelebten Funktionen anhand der Gemeinde-Kreise.
Image by Jill Wellington from Pixabay