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Die Bibel beschreibt drei Stufen geistlicher Entwicklung: Kinder, Jugendliche und Väter / Mütter. Im folgenden schauen wir uns alle drei Stufen und ihre Merkmale an.
12 Meine lieben Kinder, ich schreibe euch, weil euch eure Sünden um Jesu willen vergeben sind. 13 Väter, ich schreibe euch, weil ihr den kennt, der von allem Anfang an da war. Ihr jungen Leute, ich schreibe euch, weil ihr den Bösen besiegt habt, den Teufel. 14 Lasst es mich noch einmal sagen, Kinder: Ich schreibe euch, weil ihr den Vater kennt. Väter, ich schreibe euch, weil ihr den kennt, der von allem Anfang an da war. Ihr jungen Leute, ich schreibe euch, weil ihr stark seid; das Wort Gottes ist in euch lebendig und bleibt in euch, und ihr habt den Bösen besiegt (1 Johannes 2:12-14).

1. Kinder

Kurzbeschreibung: Kinder sind Jünger von Jesus, die in gewissen Maßen noch unreif und unselbstständig sind – Gott möchte Väter und Mütter in ihr Leben bringen, die ihnen helfen zu reifen und in die Selbstständigkeit zu kommen.
Laut 1 Johannes 2 haben sie zwei Merkmale:
• ihre Sünden sind vergeben (V. 12)
• sie haben den Vater erkannt (V. 14)
So wie jedes Kind geboren werden muss, so müssen Kinder Gottes in „Wasser und Geist“ wiedergeboren werden. Diese geistliche Geburt ist in den meisten Fällen dadurch entstanden, dass jemand ihnen das Evangelium erklärt und geholfen hat, Jesus als Retter und König anzunehmen (1 Kor 4:15). Ein Kind weiß, dass seine Sünden vergeben sind und es weiß, dass es einen Vater im Himmel hat.
Im besten Fall hat das Kind einen ganzheitlichen Wiedergeburtsprozess (Glaube, Umkehr, Taufe, Erfüllung mit dem Heiligen Geist) erlebt, der ggf. durch eine Befreiung (von dämonischen Belastungen) und innere Heilung (Vergebung, Aufdecken von Lebenslügen, etc.) unterstützt wurde.
Im natürlichen sind die Eltern, die das Kind zur Welt gebracht haben, diejenigen die sich um das Neugeborene kümmern. Ihre Aufgabe ist es das Kind zu erziehen und Stück für Stück in die Reife und Selbstständigkeit zu führen.
Der Heilige Geist und teilweise der Jüngermacher helfen dem Kind Stück für Stück, Sünde in seinem Leben zu identifizieren, davon umzukehren, Wiederherstellung geschehen zu lassen und neues Denken und Verhalten einzutrainieren.
Große Lernaufgabe des Kindes ist es zu lernen aus der Beziehung zu Gott zu leben, nicht mehr egoistisch, geleitet durch den eigenen Willen oder das was andere sagen. Gedanken müssen immer wieder erneuert (Römer 12:2) und unter den „Gehorsam Christi gestellt“ werden (2. Korinther 10:4-5).
In der Erziehung werden dem Kind bestimmte Werte und Grundlagen mitgegeben. Diese Grundlagen – die im Hebräerbrief als Muttermilch beschrieben werden (Heb 5:12) – beinhalten die Charakterentwicklung (2 Petrus 1:5-7), Gott zu lieben, andere zu lieben und wieder andere zu Jüngern zu machen. Es geht umpersönliches Gebet, Gottes Stimme hören, die Bibel lesen, Teil einer, bzw. der Gemeinde zu sein, Leben aus Glauben. Charakterliche Themen umfassen u.a. das Dienen, Vergeben, Lieben, Gedanken erneuern. Aber auch das von Jesus weitersagen, in der Kraft und Führung des Heiligen Geistes unterwegs zu sein (heilen, prophetisch hören/reden, etc.), andere zu Jünger zu machen gehört dazu.
Mehr Tun oder mehr Sein? Das Wachsen im Charakter und das Lernen, die Werke Jesu zu tun sollte nicht voneinander getrennt werden, bzw. beidem sollte genügend Raum gegeben werden. Wichtig ist, dass das Kind lernt, dass sein Tun (z.B. von Jesus weitersagen) nie sein „Sein“ (geliebtes Kind des Vater zu sein) beeinflusst. Weil es mehr und mehr erkennt, wer es in Christus ist, möchte es automatisch beginnen die Dinge zu tun, die Christus getan hat.
Kernprinzip im Beibringen dieser Grundlagen ist es, dass das Gelernte nicht nur rein verstandesmäßig begriffen wird, sondern es vielmehr darum geht, das Gelernte im eigenen Leben anzuwenden (und auch an andere weiterzugeben). Wir sollen Täter der Wortes werden, nicht nur Hörer.
In regelmäßigen Treffen werden diese Themen durch gemeinsames Bibelstudium bearbeitet, eingeübt, unter der Woche / im Alltag umgesetzt, reflektiert und nachbesprochen. Dies passiert im besten Fall im Rahmen einer geistlichen Familie oder Jüngerschaftsgruppe, im 1und1 Setting und durch das gemeinsame geteilte Leben, zusammen unterwegs sein, Zeit verbringen, etc.
Alle Themen der Erziehung (sowie die Erziehung an sich) laufen im Idealfall in vier Phasen: dem Vormachen (das Kind sieht es beim Jüngermacher), dem Helfen (das Kind tut es unterstützt vom Jüngermacher), dem Beobachten (der Jüngermacher berät das Kind ggf.) und der Aussendung / dem Gehen (das Kind hat es gemeistert, der Jüngermacher muss nicht mehr präsent sein). Hier dazu mehr.
Gewissermaßen müssen die Kinder lernen sich ihr geistliches Essen selber zuzubereiten, anstatt abhängig von anderen zu sein, die sie „geistlich durchfüttern“. Anstatt jede Frage einfach zu beantworten und zu predigen, helfen die Jüngermacher dem Jünger, selber die Antworten in Gottes Wort zu finden. Auch christliche Lehrbücher sollten erst einige Zeit nachdem das Kind gelernt hat sich selber von der Bibel her zu ernähren, eingeführt werden.
Gottes Wunsch ist es, dass Kinder Väter und Mütter haben, die sich um sie kümmern, ihnen Vorbild sind, sie im Rahmen einer Familie erziehen und in die Selbstständigkeit bringen, damit sie wieder neue Familien gründen und selber Vater/Mutter werden.

2. Junge Männer

Kurzbeschreibung: Junge Männer (oder junge Frauen) sind Jünger von Jesus, die grundlegende Glaubensschritte gegangen sind und geistlich auf eigenen Beinen stehen können. Sie werden beschrieben als:
• stark (V. 14)
• das Wort Gottes bleibt in ihnen (V. 14)
• sie haben den Bösen überwunden (V. 14)
Junge Männer haben gelernt sich vom Wort Gottes zu ernähren, sie kennen die Wahrheiten der Bibel und sind nicht mehr „Hin- und Hergeworfen von jedem Wind der Lehre“ (Eph 4:14). Sie sind stark, da Gottes Wort nicht nur ihr Wegweiser, sondern auch ihr Schwert geworden ist, mit dem sie unterscheiden können zwischen dem was der Geist sagt und dem was ihnen ihr altes Ego, die Welt oder der Feind versucht einzuflüstern.
Der Feind versucht sie davon abzuhalten, ihre volle Autorität auszuleben. Er möchte sie um jeden Preis aufhalten weiter zu wachsen, da er weiß welchen Schaden sie ihm und seinem Reich der Finsternis zufügen. Dies versucht er neben Verfolgung durch Verführung zur Selbstdarstellung, zu Kompromissen, zum Suchen von Identität, Sicherheit und Wert im Tun, sowie das Tun / Machen aus eigener Kraft, anstatt in der Abhängigkeit von und gemeinsam mit Christus.
Junge Männer haben gelernt den Bösen zu besiegen – ihn zu überwinden, indem sie ihre Gedanken durch das Wort Gottes erneuern, sich neu ausrichten und aus Glauben leben. So bleibt das Wort in ihnen und sie wachsen darin, immer mehr in Jesus zu sein, sich selbst-zu-sterben (ihr Kreuz auf sich zu nehmen) und jedem Bereich ihres Lebens Heiligkeit anzustreben. Sie sehen sich als Söhne, Miterben Christi und Gesandte des Königreichs, so ist es nicht verwunderlich, dass sie immer weniger „die Welt lieben und das was in ihr ist (1 Joh 2:15).“
Junge Männer haben gelernt ihren Glauben authentisch zu leben, sie erleben die Kraft und Führung des Heiligen Geistes. Es beginnt, dass Leute durch sie zum Glauben zu kommen. Durch dieses Zeugen eigener Kinder und den Aufbau / die Versorgung eigener Familien wachsen sie mehr und mehr in ihre Rolle als Vater hinein.
Ihr geistlicher Elternteil / Jünger-Macher übernimmt in dieser Phase immer mehr die Rolle eines Ratgebers und Freundes. Sie coachen sie und helfen ihnen weiter charakterlich zu wachsen und in tiefere Gemeinschaft mit Jesus zu kommen.
Durch die Gemeinschaft mit anderen Christen, das Teilhaben einer geistlichen Familie, ist ihr Charakter mehr und mehr geschliffen worden, sie haben eingeübt, sich gegenseitig unterzuordnen, sich zu ergänzen und „den anderen höher zu achten als sich selbst“. Auch Konflikte zu lösen, zu vergeben und sich zu versöhnen wurde erlernt. All das kann nur in Gemeinschaft geschehen und ist wichtig, um selber gesunde Familien aufzubauen.
Während ihnen geistliche Väter und Mütter die Grundlagen eines Jüngers beigebracht haben (und sie diese größtenteils in ihrem Leben kultiviert haben) entwickelt sich in dieser Phase auch mehr und mehr ein gabenspezifisches Profil heraus. Hier macht es nun Sinn, sich von erfahrenen Christen in den verschiedenen Bereichen trainieren zu lassen, z.B. trainieren Propheten am besten prophetische Jünger, Evangelisten trainieren am besten evangelistische Jünger, usw.. Ein Hirte wird einen apostolisch begabten Jünger nicht in die ganze Fülle seines Dienstes bringen können. Der Unterschied zwischen z.B. einem Apostel und einem apostolischen Jünger besteht letztlich in der Erfahrung und durch die Jahre erlernter und gewachsener Reife. Somit ist es ratsam nach Menschen Ausschau zu halten, die die eigene Begabung bereits in einer gewissen Reife und Erfahrung ausleben, um von ihnen zu lernen.

3. Väter

Kurzbeschreibung: Väter (und Mütter) sind Jünger von Jesus, die erwachsen im Glauben sind, in der Tiefe mit Jesus leben und geistliche Verantwortung für Kinder und junge Männer / Frauen übernehmen, um sie in die Reife und Selbstständigkeit führen.
Johannes beschreibt sie mit:
  • sie haben den Vater erkannt (V. 13, 14)
Väter kennzeichnet aus, dass sie Gott den Vater „kennen“ – sie kennen ihn in der Tiefe – ähnlich wie Ehepartner sich gegenseitig auf eine tiefere Art und Weise kennen, als Kleinkinder ihre Eltern.
Diese tiefe Gemeinschaft ist entstanden durch einen gegangen Weg des Sich-Selber-Sterbens, der Demut und der Hingabe (Joh 12:24). Sie haben Prüfungen der Zeit erfolgreich bestritten und können auf einen reichen Erfahrungsschatz in ihrer Beziehung und Reise mit Jesus zurückblicken. In ihrem Leben sieht man Christus dargestellt (2 Kor 3:18).
Väter sind fest in Jesus gegründet, da sie gelernt haben, dass sie „ohne ihn nichts tun können“ (Joh 15:4). Ihr Leben ist authentisch und ihre Taten sprechen häufiger mehr als ihre Worte. Sie tragen die Früchte des Geistes in ihrem Leben (Galater 5:22).
Durch die vorherigen Phasen sind sie treue Verwalter Gottes Schätze geworden und so vertraut er ihnen mehr und mehr an. Während sie zuvor auch schon für Jesus unterwegs waren, so bekommt ihr Dienst / ihr Tun in dieser Phase eine neue Qualität. Ihr Hauptfokus liegt darauf, dass die Generation(en) hinter ihnen erfolgreich sind – noch erfolgreicher als sie es selber waren (Joh 14:12). Sie investieren ihr Leben in geistliche Kinder und Jünglinge. Vätern geht es nicht darum, im Rampenlicht stehen oder sich einen Namen machen, stattdessen eifern sie dafür Jesus Braut mitaufzubauen und bereit für seine Wiederkunft zu machen.
Sie sind Diener – keine Herrscher, sie sind willig anderen die Füsse zu waschen. Sie sind bereit Verantwortung zu übernehmen und „sich die Hände schmutzig machen“, immer mit dem Wunsch die nächste Generation „vollkommen in Christus darzustellen“ (1 Kol 1:28). Sie bringen nicht nur Kinder, sondern auch Enkel, Urenkel und ganze Familienclans hervor (2 Tim 2:2). Häufig sind sie als Diakone, Älteste regional oder/und in einem Gabenprofil überregional unterwegs (z.B. als Evangelist, Lehrer, etc.)
Väter und Mütter wissen, dass sie nicht perfekt und unantastbar für Sünde sind, deshalb geben sie anderen Rechenschaft über ihr Leben. Sie wissen auch, dass sie trotz ihrer Erfahrung fehlbar sind und wollen offen für Kritik und Neues sein. Die Phase der geistlichen Vaterschaft ähnelt mehr einem Beginn als einem Endpunkt – nun kann Jesus mit ihnen Dinge in Angriff nehmen, die sie vorab einfach überfordert hätten. So bleiben Väter ein Leben lang Lernende, die sich an neuen Entdeckungen und Erkenntnissen freuen und jederzeit bereit sein wollen Gottes Ruf überallhin zu folgen.

Praktisch:

Nimmt dir Zeit mit Jesus und gehe mit ihm folgende Fragen durch:
  • In welcher Phase befinde ich mich?
  • Gibt es etwas was mich aufhält weiter zu wachsen? Was kann ich dagegen tun?
  • Wer kann mir helfen weiterzukommen? Fange an für diese Person zu beten, auch wenn du sie vielleicht noch nicht kennst. Bete dafür, dass Gott sie dir in den Weg stellt.
  • Wem könnte ich helfen sich weiterzuentwickeln? Fange an für diese Person zu beten und Kontakt aufzubauen – vielleicht lässt Jesus etwas daraus entstehen.
Viele von uns haben einen großen Mangel was geistliche Väter und Mütter angeht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir anfangen uns danach auszustrecken, von anderen lernen wollen uns selber für andere hingeben.