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Die klassische Predigt in einem Gottesdienst – wir alle kennen sie. Leider ist sie eine der schwächsten Kommunikationsformen um Jesusnachfolgern zur Reife zu helfen. Galen Currah & George Patterson zeigen warum das so ist und welche praktische Alternativen es gibt. (Hier das englische Original)

Warum über die Predigt reden? 

Warum sollten wir uns mit Alternativen zu Predigt beschäftigen? Für viele ist die Predigt als Monolog von einer Kanzel aus, die einzige Weise, die sie kennen, wie biblische Wahrheiten kommuniziert werden. Wenige wissen, dass Gottes Wort viele Alternativen aufzeigt, die sich in den meisten Fällen als effektiver erwiesen haben.
Zu einem festen Bestandteil eines Gottesdienstes wurde die Predigt als Monolog wahrscheinlich im 4. Jahrhundert durch den Bischof von Konstantinopel: Johannes Chrysostomos (347-407 n.C.). Das höchste römische Gericht beschränkte damals Anbetung auf ein organisierten Gottesdienstablauf in speziellen Kirchenhäusern, angeleitet nur von dafür-speziell ausgebildeten und bezahlten Geistlichen. Das Kernelement, die Predigt als Monolog – vorgetragen von einem speziellen Geistlichen – ersetze die Lehre, die im Neuen Testament praktiziert wurde.
Von damals bis heute haben wortgewandte und überzeugende Redner ihre Zuhörerschaft und sogar ganze Nationen durch ihre Predigten beeinflusst und wurden von Gott gebraucht, um zahlreiche Menschen für ihn zu gewinnen und aufzubauen. An Orten jedoch, wo Gemeinden und Jünger sich multiplizieren, sind nur die allerwenigsten in der Lage gute, ansprechende Predigten zu halten. Und die meisten, die es versuchen, scheitern dabei nicht nur in ihrer Kommunikation, sondern auch in ihrem eigentlich Ziel, Menschen zu Jüngern zu machen – da diese die Predigt häufig weder richtig verstehen, noch auf ihr Leben anwenden, geschweige denn an andere weitergeben können.
Das Neue Testament und Gemeindegründungsbewegungen weltweit zeigen uns effektivere Alternativen auf, biblische Wahrheiten zu vermitteln. Als Mentoren von anstehenden Leitern von Gemeinden sollten wir sie in diesen Alternativen unterrichten. Beginnen wir damit, dass wir einige der Schwächen der Predigt als Monolog genauer betrachten:

Fünf Schwächen

1. Predigten können Gläubige zu bloßen „Hörern“, nicht Tätern des Wortes machen (Jak 1:22)
Dort wo langjährige Christen die Qualität eines Sonntagmorgens davon abhängig machen, wie gut die Predigt war, ist die Überzeugung nicht mehr weit, dass Gott gefallen, schlichtweg bedeutet, guter Predigt zuzuhören. Neue Gläubige, die in diese Gemeindekultur kommen, werden den gleichen Fehler schnell übernehmen.
2. Junge Männer, die predigen, können schnell stolz werden (1 Tim 3:6)
Viele klassische Bibelschulen und Seminare bilden junge Männer aus Leiterschaft in einer existierenden Gemeinde zu übernehmen, indem sie ausgebildet werden, Predigten als Monolog zu halten. Viele junge Männer stehen in der Gefahr dadurch überheblich zu werden, sie genießen es vor anderen zu stehen, ihr Wissen auszubreiten und ihre Meinungen anderen überzutrumpfen.

3. Die meisten Predigten langweilen die Zuhörer
Obwohl viele ältere Christen denken, dass es ihre Pflicht ist, gute Predigten zu hören, können sich doch nur wenige an das erinnern was sie gehört haben. Und noch weniger haben das Gehörte in ihrem Leben angewandt. Viele junge Leute wollen nicht mehr einfach passiv zuhören. Nachdem sie einige Male in christlichen Treffen ausschließlich Predigten als einspurige Kommunikation erlebt haben, kommen viele nicht mehr und scheinen „vom Glauben abgefallen zu sein.“ Häufig haben sie aber keinesfalls den Glauben verloren, sondern sich lediglich enttäuscht davon nur passiv einem Monolog zuhören zu müssen.
4. Predigten als Monolog ist die schwächste Form der Kommunikation
Überall wo es keine bis sehr wenige Interaktion zwischen Lehrern und Lernenden gibt, sind ihre Botschaften dazu verurteilt, irrelevant und von wenig praktischem Nutzen zu sein. Zudem erschafft die Predigt als Monolog selten wirkliches Verständnis und innere Überzeugung bei den Zuhörern. Auch kann es eine passive Herangehensweise an die Bibel fördern und somit die verändernde Kraft von Gottes Wahrheiten ersticken.

5. Predigen ist schwer für neue Leiter
Die meisten Leiter neuer einfacher Gemeinden und Gruppen haben nicht die nötigenden Fähigkeiten, Reife, Erfahrung und Wissen, um gute Predigten zu halten. Viele neue Leiter – ohne ein gutes Verständnis der Bibel – predigen lediglich gegen schlechtes moralisches Verhalten oder die eigene Not nach mehr Geld. Andere Leiter, die sich unfähig fühlen und keine Predigten halten wollen, widerstehen dem Gründen und Anleiten neuer Gruppen.

Fünf Alternativen

Eine gute Kommunikation lebt immer davon, dass man im Leben des anderen involviert ist, dass es einen beidseitigen Kommunikationsfluss gibt und dass verschiedene Ausdrucksformen eingesetzt werden. Es lassen sich zahlreiche Alternativen zum reinen Monolog in der Praxis des Neuen Testaments und in aktuellen Gemeindegründungsbewegungen finden:

1. Dialog (Apg 17:2; 20:7; 17:11; 24:25)
Die Apostel bevorzugten den Dialog mit Suchenden und Gläubigen, Individuen und Gruppen. Das Gespräch miteinander, erlaubt es einem Lehrer nicht nur die Fragen der Leute um ihn herum zu beantworten, sondern auch sie mehr zu verstehen, besser auf ihre Bedürfnisse einzugehen und zu überprüfen, ob seine Worte ankommen und verstanden werden. Gläubige sollen „einander“ lehren und ermahnen (Kol 3:16, Röm 15:14). Dialoge sind einfacher in kleinen Gruppen als in großen Versammlungen. Da die meisten Menschen gewöhnt sind mit Freunden und Verwandten auf natürliche Weise zu sprechen, ist diese Form auch die beste, um von Jesus und seinen Lehre weiterzusagen.

2. Die Gaben des Geistes in jedem Gläubigen (1 Kor 12:7; 14:24-26)
Eine Hauptaufgabe derer, die sich um eine Herde kümmern und sie anleiten, ist es genügend Zeit und Möglichkeit zu schaffen, dass sie einander dienen können. Dadurch kommen ihre einzelnen Geistesgaben zum Einsatz und dienen genau dem Zweck, zu dem Gott sie geschenkt hat; zur gegenseitigen Hilfe und Stärkung (1 Kor 12:7). Nicht selten erkennen Nichtchristen, die dieses sich-um-einander-kümmern der Heiligen beobachten, ihre eigene Not und wollen anfangen ebenfalls Jesus nachzufolgen. Geistesgaben entfalten sich in kleinen Gruppen am besten, in denen Gläubige sich von Angesicht zu Angesicht begegnen und die Freiheit haben, miteinander ins Gespräch zu kommen.

3. Raum für das Wirken des Heiligen Geistes (1 Kor 2:1-5; 1 Thess 1:4-6)
Durch eigene Erfahrung lernen Gläubige mehr über Gottes Realität und Wahrheiten als vom Zuhören logischer Exkurse. Hier tun Leiter wieder gut daran, Räume zu schaffen in denen alle Gläubigen Zeit und Möglichkeit haben, füreinander zu beten und einander Liebe zu erweisen. In diesen Zeiten wirkt der Heilige Geist oft durch Heilungen und Befreiungen.

4. Theater und Rollenspiele
Theaterstücke, Rollenspiele und das Erzählen von Geschichten spricht alle Gesellschaftsschichten gleichermaßen an (und ist für eher ärmere Schichten der Gesellschaft die Art, wie am besten gelernt wird). Männer und Frauen, Junge und Alte können Bibelgeschichten nachspielen (oder gemeinsam ein Comic aus der Geschichte zeichnen), die die Kernpunkte des Christentums verdeutlichen.
Dies führt auch zu einer aktiven Teilnahme der Kinder und sofortiges Miteinbeziehen neuer Gläubiger in den gemeinsamen Treffen. Kurze Rollenspiele, die mit wenig Vorbereitung und ohne Verkleidungen auskommen, sind unterhaltsam und einprägsam. Gefolgt von einem offenen Gespräch über den Bibeltext, können diese kleinen Rollenspiele, Leuten helfen Gottes Wahrheiten besser zu verstehen und im eigenen Leben anzuwenden.

5. Fragen und Antworten
Menschen haben ehrliche Fragen und Probleme, für die sie Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Wenn wir die Antwort nicht wissen, können wir es zugeben und versprechen, dass wir nachdem wir uns damit beschäftigt haben, auf sie zurückkommen. Manchmal kann es hilfreich sein eine Frage nicht zu beantworten, sondern die Person zu ermutigen anhand eines passenden Bibeltextes oder einfach im Gebet hinhörend, die Antwort selber von Gott zu bekommen.

Praktisch:

• Was möchtest du mir durch das Gelesene sagen?
• Was soll ich dementsprechend tun?
• Mit wem kann ich diese Gedanken teilen, bzw. davon weitergeben?
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