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Der 3/3 Prozess  ist ein Werkzeug, dass weltweit in Gruppen benutzt wird (Jüngerschaftsgruppen, Gruppen für Interessierte, Gemeinden, Teams, etc.), um von Gott zu hören, das Gehörte umzusetzen und an andere weiterzugeben.
Der Prozess wurde von Gemeindegründern entwickelt und unterteilt ein Treffen in drei Teile:
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Der Ablauf

1. Blick zurück
Wie-geht’s-Dir und Gebet: Nehmt euch Zeit, dass jede Person erzählen kann, wofür sie dankbar ist. Danach teilt jede Person etwas, was ihr gerade schwer fällt. Lasst die Person rechts daneben, kurz dafür beten. (Wenn die Herausforderungen einzelner Personen mehr Aufmerksamkeit benötigen, nehmt euch nach dem Treffen mehr Zeit dafür.)
Vision: Singt ein Lied oder teilt Bibelverse zum Thema Gott lieben, Menschen lieben, von Jesus weitersagen, neue Gruppen gründen und andere darin trainieren.
Rückblick auf Ziele: Jede Person erzählt, wie es ihr ging, die Ziele zu erreichen, die sie letzte Woche aufgeschrieben hat:
– Wie hast du umgesetzt was du gelernt hast?
– Konntest du jemanden das Gelernte weitergegeben / trainieren?
– Konntest du von Jesus weitersagen?
2. Blick nach oben
5. Bibel entdecken: Lest einen Textabschnitt und lasst jemanden das Gelesene in eigenen Worten wiederholen. Oder spielt das Gelesene (falls möglich) in einem kurzen Rollenspiel nach.
Besprecht den Text anhand folgender Fragen:
– Was hat dir an dieser Stelle gefallen?
– Was fandest du herausfordernd oder schwer zu verstehen?
– Was können wir hier über Gott lernen?
– Was können wir hier über Menschen lernen?
3. Blick nach vorne
6. Ziele setzen (Tun, Trainieren, Teilen): Nehmt euch mindestens 5 Minuten Stille zum beten. Jeder bittet den Heiligen Geist, ihm die folgenden Fragen zu beantworten. Setzt danach Ziele entsprechend dem was ihr gehört habt. Jeder sollte diese Ziele aufschreiben, damit alle konkret füreinander beten und sich gegenseitig Rechenschaft geben können.
– Wie werde ich dieser Stelle gehorchen?
– Mit wem werde ich diese Stelle teilen oder wen darin trainieren?
– Wem soll ich in dieser Woche meine Geschichte oder von Jesus weitersagen?
Man muss übrigens nicht auf jede Frage jede Woche etwas hören. Falls man unsicher ist, ob man wirklich von Gott gehört hat, aber der Impuls gut klingt, empfiehlt es sich dies zu notieren – da die Rechenschaft in diesem Fall anders gehandhabt wird.
7. Üben: Übt die Dinge, zu denen ihr euch in den obigen Fragen verpflichtet habt in Kleingruppen von 2-3 Personen. Übt z.B. in einem Rollenspiel ein schwieriges Gespräch, den Umgang mit einer bevorstehenden Versuchung, das Gelernte weiterzugeben oder von Jesus zu erzählen.
8. Gebet: Betet in den Kleingruppen für jeden einzelnen. Bittet Gott, dass er die Herzen der Leute vorbereitet, die in der kommenden Woche von Jesus hören werden. Bittet ihn, dass er euch Weisheit und Kraft gibt, euren Verpflichtungen nachzukommen.
Nehmt euch danach Zeit gemeinsam das Abendmahl zu feiern und das Treffen ausklingen zu lassen.
Ein solches Treffen kann eine Stunde bis drei Stunden dauern. Ziel ist, jeden mitzunehmen und zu beteiligen, z.B. geht es beim gemeinsamen Bibel-Lesen nicht darum, dass eine Person allein ihre Auslegung zum Text darlegt, sondern dass alle gemeinsam, ermutigt durch Fragen des Moderators, ihre Erkenntnisse miteinander teilen.
Mit der Zeit können (und sollen) auch die einzelnen Teile des Treffens aufgeteilt werden. Der Prozess ist außerdem so simpel gehalten, dass jeder Teilnehmer ermutigt werden kann, den Prozess mit anderen zu wiederholen und ggf. eine oder mehrere eigene Gruppen zu beginnen.

Der 3/3 Prozess mit Jesusnachfolgern

Besonders gut eignet sich der 3/3 Prozess, wenn Grundlagen der Jesusnachfolge gelegt werden, sei es im 1und1 oder in der Gruppe. Um die ersten Schritte und wichtigsten Gebote für das neue Leben mit Jesus kennenzulernen eignen sich die „Die 7 Gebote von Jesus“, die 7 grundlegende Gebote von Jesus zusammenfassen. Danach kann ein Bibelbuch wie z.B. das Lukasevangelium, der Epheser- oder Jakobusbrief gelesen werden.
Im Treffen einer Gemeinde kann der Prozess auch regelmäßig stattfinden. Hier ist darauf zu achten, dass der Prozess als Hilfe, nicht als Herrscher gesehen wird. So kann es Zeiten geben, in denen bestimmte Teile mehr betont werden (z.B. persönliche Fürsorge, Gebet, Rechenschaft oder Dinge üben) als andere und Zeiten, in denen man wieder dem ganzen Prozess folgt. Fehlen gewisse Teile des Prozesses allerdings längerfristig (z.B. das Setzen von Zielen, gegenseitige Rechenschaft, etc.) kann es dazu führen, dass die Gruppe sich nicht weiterentwickelt.
Seid kreativ wie ihr die einzelnen Inhalte gestalten wollt (z.B. Rollenspiele für das bessere Verstehen des Textes, verschiedene Formen Gott Danke zu sagen, während des ersten Drittels ein Spaziergang machen, etc.), lasst verschiedene Leute verschiedene Teile übernehmen (z.B. die Moderation, das Leiten des Abendmahls…) und bleibt abhängig von Jesus im Umgang mit euren Treffen. Stellt immer wieder die Frage: Was braucht die Gruppe gerade? Was möchtest du Jesus mit der Gruppe tun?

Der 3/3 Prozess mit Menschen, die Interesse am Glauben haben

Die meisten Jesusnachfolger kamen  dadurch zum Glauben, dass sie Zeit mit anderen Nachfolgern verbringen konnten, in einem sicheren, vertrauensvollen Rahmen Fragen stellen konnten und Jesus durch die Bibel selber Stück für Stück entdecken konnten. Genau dafür dient ein Entdecker-Bibelstudium.
Die „7 Geschichten der Hoffnung“ sind 7 Geschichten, die das Leben von Jesus zeigen und Interessiere einladen, ihm nachzufolgen:
1. Lukas 7:36-50 – Hoffnung für Ausgestoßene (die sündige Frau)
2. Lukas 18:9-17 – Hoffnung für Unreligiöse (Pharisäer & Zolleinnehmer)
3. Lukas 19:1-10 – Hoffnung verändert (Zachäus)
4. Matthäus 18:21-35 – Hoffnung vergibt (der unbarmherzige Diener)
5. Lukas 22:66 – 23:25 – Hoffnung durch den Tod (Diebe am Kreuz)
6. Lukas 24:1-35 – Hoffnung durch die Auferstehung
7. Lukas 15:11-32 – Hoffnung wartet auf dich (der verlorene Sohn)
Ob mit Arbeitskollegen in der Mittagspause, mit Freunden zuhause, mit einer Gruppe in einem Café – überall ist es möglich gemeinsam Bibelgeschichten zu lesen (oder einfach diese nachzuerzählen) und mithilfe einfacher Fragen darüber ins Gespräch zu kommen. Dabei wollen einen Raum schaffen, indem Leute echt sein können, echte Fragen stellen und gemeinsam Jesus entdecken können.
Hier findest du eine Vorlage für eine Bibel-Entdecker-Gruppe mit Interessierten.

Tipps für das Bibel-Entdecken mit Interessierten Menschen und neuen Nachfolgern:

. Ermutige jeden durch Fragen sich einzubringen.
• Der Moderator redet 30%, die Teilnehmer 70%
• Anstatt die Texte zu erklären, lass Jesus selber durch den Text die Antworten geben.
• Schweift nicht ab, sondern bleibt beim Thema. Andere Bibelstellen (die nicht alle in der Gruppe kennen) sind nicht erlaubt.
• Bei zweifelhaften Aussagen, fragt: „Wo lernst du das in diesem Text?“
• Betet einfache, kurze Gebete.
• Gehorsam ist wichtiger als Wissen. Fokussiert euch am Ende auf praktische nächste Schritte und feiert deren Erfolg!

Was ist mit Irrehre?

Häufig kommt die Frage auf, ob Gruppen, die einfach gemeinsam in der Bibel lesen (angeleitet durch Fragen zum Selber-Entdecken, anstatt vorbereitet von einem Lehrer), nicht auf falsche Schlüsse kommen und damit Irrlehre entsteht?
Natürlich kommt es vor, dass Gruppen Schlüsse aus der Bibel ziehen, die fehlerhaft sind – besonders bei Gruppen mit neuen Gläubigen. Häufig kommt es aber auch in klassischen Gemeinden mit Leitern, die die Bibel lehren zu Irrlehren, da viele Christen nicht selber die Bibel studieren, sondern primär auf das hören, was ihnen der Leiter sagt.
So kann es leider häufiger dazu kommen, dass eine Irrlehre durch einen respektierten Leiter entsteht, als dass sie in einer Gruppe auftritt, in der alle gemeinsam (nicht nur einer) in die Bibel schauen und sich gegenseitig korrigieren. Durch den Prozess können sich mit der Zeit (durch mehr Lesen und gegenseitige Korrektur) falsche Lehren auspendeln.

Praktisch:

Übt ein Gebot der „7 Gebote von Jesus“ ( für neue Jesus Nachfolger) im 3/3 Prozess.
Übt ein Entdecker-Bibelstudium, indem ihr eine Geschichte der Hoffnung gemeinsam durchgeht.